100 Jahre voll im Saft
Begrüssungsansprache zum 100-Jahr-Jubiläum der Pro Senectute Kanton Solothurn vom 18. Juni 2019
Ich gratuliere namens des Regierungsrates des Kantons Solothurn Pro Senectute Kanton Solothurn ganz herzlich zum 100. Geburtstag und überbringe Ihnen die allerbesten Wünsche. Der Regierungsrat ehrt alle Jubilarinnen und Jubilare, die das hundertste Lebensjahr erreichen. Als Geschenk bringt der Regierungsrat einen bequemen Sessel zum Ausruhen und Geniessen. Oder, sofern gewünscht, einen Goldbarren, den die Jubilarinnen und Jubilare zwar bestaunen können, an dem aber wohl dann eher die Nachkommen Freude haben.
Da ich nicht davon ausgehe, dass die Pro Senectute Kanton Solothurn sich nach 100 Jahren ausruhen möchte, habe ich auf die Mitnahme eines Sessels verzichtet. Schliesslich macht die Jubilarin doch den Eindruck, dass sie voll im Saft ist und vor Energie nur so strotzt. Und golden glänzende Geschenke wie ein Goldbarren mögen zwar auf den ersten Blick beglücken, nachhaltig sind diese aber nicht. Daher möchte ich vielmehr Ihnen allen, die sich in all den Jahren innerhalb und ausserhalb der Pro Senectute engagiert und unterstützt haben, herzlich gratulieren. Sie sind daran beteiligt gewesen, dass sich die Jubilarin in den 100 Jahren stetig fortentwickelt und den neuen Herausforderungen gestellt hat und immer wieder stellt. Das ist eine grossartige Leistung und verdient grossen Respekt.
Altersarmut, insbesondere nach dem 1. Weltkrieg, war der Grund dafür, dass sich das Solothurner Kantonalkomitee „für das Alter“ 1919 gründete. Ziel war es denn auch ältere Menschen finanziell zu unterstützen und dafür Spenden zu sammeln. Es war eine lange Durststrecke bis 1947 endlich der grosse Schritt gemacht werden konnte und die Stimmberechtigten der AHV zustimmten. Als dann auch 1966 die Ergänzungsleistungen zur AHV und IV dazukamen und die nötige Existenzsicherung brachten, ermöglichte dies dem Kantonalkommitee seine Tätigkeit anders auszurichten. Es konzentrierte sich von nun an auf Beratungsdienstleistungen und stellte erstmals hauptamtliche Sozialarbeitende an. Dies wurde auch vom damaligen Regierungsrat Godi Wyss, der dieses Jahr verstorben ist, Ende 60iger-Jahre unterstützt. Bekämpfung der Armut und soziale Gerechtigkeit waren sehr wichtige Anliegen für Godi Wyss. Er rief dann auch die Fachkommission Alter ins Leben. Die von der Regierung gemachten Empfehlungen motivierten die damalige Stiftung „für das Alter“, die heutige Pro Senectute, Beratungsstellen in allen Regionen aufzubauen, sich im Haushilfedienst zu engagieren und Altersturngruppen zu propagieren. Damit war der Grundstein für die heutige Ausrichtung der Tätigkeiten von Pro Senectute gelegt worden.
Verlässliche Partnerin für Kanton und Gemeinden
Pro Senectute steht nicht nur stets ein für das Wohl der älteren Menschen in unserem Kanton, sondern ist auch eine verlässliche Partnerin von Kanton und Gemeinden. Sie wird von den Gemeinden und vom Kanton projektbezogen unterstützt, insbesondere, weil sich der Bund seit 2008 finanziell in gewissen Bereichen der Altersfragen nicht mehr engagiert. Wir, und vor allem die Gemeinden und Institutionen im Altersbereich, zählen auch künftig auf sie als Partner und sind froh, dass es sie gibt. Pro Senectute ist im Kanton die wichtigste und am breitesten aufgestellte Fachorganisation für Altersfragen. Seit 2011 führt die Stiftung im Auftrag des Kantons die Koordinationsstelle für Altersfragen und hat daher die wichtige Aufgabe, Gemeinden und öffentliche sowie privatrechtliche Institutionen zu beraten. Die bedarfsgerechte und aufsuchende Abklärung und Beratung von Einwohnergemeinden und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Vernetzung von Organisationen im Bereich Alter sind ganz wichtige und zentrale Aufgaben unseres Leistungsauftrages. Der Kanton respektive das das Amt für soziale Sicherheit ist sehr zufrieden mit dieser Zusammenarbeit. Die Pro Senectute ist sehr engagiert und kooperiert vorbildlich, so dass wir auch weiterhin auf die Pro Senectute zählen und ich an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit herzlich danken möchte.
Pro Senectute macht aber noch ganz viel mehr für ältere Menschen respektive für Seniorinnen und Senioren. So hat sie sich zum Ziel gesetzt, alles zu unternehmen, dass Menschen auch im Alter möglichst aktiv, sportlich und geistig agil bleiben, sich aber auch selber gemeinnützig in unserer Gesellschaft betätigen und dies generationenübergreifend. Entlastung zu Hause zu ermöglichen, das ist ein zentrales Anliegen, welches immer wichtiger wird. Und selbstverständlich ist es zentral, dass man sich auch in Zukunft in allen Fragen zum Alter beraten lassen kann. Ich bin immer wieder überrascht, wie innovativ Ihr seid und neues in Angriff nehmt, aber auch wie zuverlässig Bewährtes fortgeführt wird. Ich selber durfte vor meiner Tätigkeit als Regierungsrätin als Anwältin und Notarin an den regelmässig von Pro Senectute durchgeführten Veranstaltungen in den Gemeinden teilhaben und den Interessierten Fragen im Zusammenhang mit der Nachlassregelung etc. beantworten. Es war eindrücklich, wie wichtig die Informations- und Aufklärungsarbeit an der Front und wie gross das Interesse dafür war.
Wir wissen es alle: Altersfragen werden auch in Zukunft unsere Gesellschaft stark beschäftigen. Auch auf politischer Ebene sind die Sicherung der finanziellen Situation im Alter, die Wohnsituation und ambulante Unterstützungsleistungen sowie die Planung und Finanzierung der Pflege stets ein Thema und stellen uns alle vor grosse Herausforderungen, insbesondere da die Krankenversicherer ihre Verantwortung in diesem Bereich nur unzureichend wahrnehmen. Die Gemeinden haben erkannt und sind motiviert, künftig Alterspolitik in regionalen Räumen zu machen sowie Ideen für integrierte Versorgung für das Alter zu entwickeln. Der Kanton ist in der Pflicht und bereit entsprechende Leitlinien mit den Gemeinden zusammen zu setzen. In den nächsten Jahren wird im Bereich Alter einiges in Bewegung kommen.
Es ist daher gut, dass es Organisationen wie Pro Senectute gibt und noch wichtiger ist, dass umsichtige Stiftungsratsmitglieder offen für Neues sind und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ideen entwickeln und umsetzen. Dies ist bei der Jubilarin der Fall, da sie sich ja selbstverständlich selber fit und agil hält, trotz des hohen Alters. Wir alle sind zuversichtlich, dass dies auch in den nächsten 100 Jahren anhalten wird. Ich wünsche Ihnen eine schöne Jubiläumsfeier und weiterhin alles Gute.