E-Government setzt Vertrauen voraus

Beitrag in der Personalzeitung "So!"

«Wo erhalte ich einen Betreibungsregisterauszug? », fragte mich mein erwachsener Sohn kürzlich. Meine Antwort darauf kommt etwas zögernd und erst noch fragend: Gibt es dafür nicht ein Formular im Internet?

Aber sicher, es gibt doch den Online-Schalter auf so.ch. Doch unter Download-Center findet mein Sohn nichts, die Stichwortsuche liefert auch nicht das gewünschte Resultat. Er klickt «behördliche Leistungen» an und eine Liste erscheint: Departement des Innern, Volkswirtschaftsdepartement, Finanzdepartement, und so weiter «In welchem Departement muss ich das Betreibungsamt suchen? », so seine nächste Frage. «Finanzdepartement. »
Hier kann er den Betreibungsregisterauszug bestellen. So funktioniert E-Government heute, manchmal noch etwas umständlich. Für den Benutzer ist es nicht immer einfach, sich zurechtzufinden. Aber es gibt mittlerweile viele Dienstleistungen, die online in Anspruch genommen werden können. Das Departement des Innern bietet hunderte von Dokumente zum Herunterladen an. Meldungen an das zuständige Amt können direkt über das Internet erledigt werden. Und doch steht der elektronische Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern und der Verwaltung erst am Anfang. So auch im Fall des besagten Betreibungsregisterauszuges, den mein Sohn dann doch nicht bestellen konnte, weil er das erforderliche Datum des Zuzuges an den Wohnort nicht wusste. Eine Information, die leider nicht elektronisch abrufbar ist.

Verfügbarkeit, Beschleunigung und Qualität: In diesen Bereichen werden hohe Ansprüche an unsere Verwaltung gestellt. Und dies nicht nur von der Bevölkerung und der Wirtschaft, sondern auch innerhalb der Verwaltung. Das verlangte Dokument soll sofort verfügbar sein und zugestellt werden, die Zusammenarbeit, die Abläufe und Prozesse zwischen Privaten und der Verwaltung sollen digital erledigt werden können. Leider kommt hier aber die alte IT-Weisheit ins Spiel, die da besagt, dass Bequemlichkeit und Sicherheit oftmals schlecht zusammenpassen. Der elektronische Datenverkehr birgt immer auch grosse Risiken bezüglich Datensicherheit und Datenschutz. Es ist daher wichtig, dass Bund, Kantone und Gemeinden diese Herausforderungen gemeinsam angehen. Sicherheit und Datenhoheit sind unverzichtbare Voraussetzungen für vertrauenswürdiges E-Government.

Bei allen Vorteilen, die der elektronische Datenaustausch bringt - ist es nicht so, dass wir manchmal doch lieber zum Telefon greifen oder uns gleich persönlich bei der zuständigen Person melden? Ein konstruktives Gespräch ist und bleibt in vielen Fällen noch immer der effizienteste Problemlöser.

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