Eiszeit

Minus 33 Grad in der Nacht, minus 25 Grad am Tag auf der Piste. Wenn Sie diese Zeilen lesen, sollte ich, sofern ich nicht doch noch erfriere oder eine gefrorene Weiche den Zug stoppt, gerade auf dem Heimweg von meinen Skiferien sein. Ich glaube, ich kann jetzt schon sagen: ich habe es bestens überstanden und sogar genossen. Richtig eingepackt, ist das Skifahren auch bei eisigen Temperaturen ein Vergnügen, vor allem, wenn das Wetter so wunderbar ist und die Pisten praktisch menschenleer sind. Nun, die Eiszeit werden auch jene bestens überstanden haben, die es sich in der warmen Stube (oder allenfalls im warmen Büro?) gemütlich gemacht haben. Ob man draussen der Kälte trotzt oder lieber drinnen auf wärmere Zeiten hofft, da ist ja jeder frei, seinen Weg zu wählen.


Wenn es aber um frostiges Klima in der Politik geht, dann ist Rückzug in die Kuschelecke eindeutig die falsche Strategie. Doch so manchem fehlt da der Mut, sich dem eisigen Wind zu stellen. Zum Beispiel im Solothurner Kantonsrat, wenn es darum geht, offen zu legen, wer denn die teuren Wahlkämpfe finanziert. Da hatten so manche Rednerinnen und Redner fadenscheinige Argumente ins Feld gerückt, um sich gegen die Offenlegung der Parteienfinanzierung zu wehren.


Natürlich behauptet jede und jeder, als demokratisch gewählte Politikerin, als demokratisch gewählter Politiker ans Mikrofon zu treten und frei den Standpunkt der Partei oder vielleicht sogar den eigenen zu vertreten. Doch in Wirklichkeit sind es oftmals handfeste finanzielle Interessen, die sich hinter der angeblichen freien Meinung verstecken.


Interessant wäre eine Offenlegung der finanziellen Interessen gerade da gewesen, als es in der gleichen Session um die von der NAGRA ausgewählten möglichen Oberflächenstandorten für die künftigen Tiefenlager für radioaktive Abfälle ging. Dass gerade in Däniken solche Oberflächenstandorte ausgeschieden worden sind, hat natürlich seine Logik. Gilt Däniken doch als unkritische und pflegeleichte Gemeinde, wenn es um Atomkraft geht. Schliesslich kriegt man auch einen handfesten Gegenwert in Form von grosszügigen Steuereinnahmen.


Es bräuchte nicht viel Recherche, um Verbindungen einiger Volksvertreter mit den involvierten Firmen und Organisationen aufzuzeigen. Weniger verständlich ist die Haltung der Regierung, die keinen politischen Handlungsbedarf sieht. Sie ist der Meinung, die geologischen Untersuchungen würden es dann schon richten. Der Kanton Solothurn hofft auf korrekte und transparente Verfahren


Zudem, so liess der Regierungsrat verlauten, würden die betroffenen Landeigentümer ja entschädigt, falls es sie dann tatsächlich treffen sollte. Offenbar können manche Leute nicht verstehen, dass sich heute nicht mehr alles so einfach mit Geld erledigen lässt, dass die Niederämterinnen und Niederämter zwar ein AKW dulden, aber einfach nicht wollen, dass auch noch der ganze nukleare Abfall der Schweiz vor der eigenen Haustüre vergraben wird
Es herrscht Eiszeit zwischen der Bevölkerung des Niederamts und der Solothurner Regierung. Nicht geologische Daten werden entscheiden, wo ein solches Tiefenlager gebaut werden wird, sondern die politische Akzeptanz. Wann kommen die vier Männer und die Frau, drei von ihnen in der Region Olten wohnhaft, endlich aus ihrer gut geheizten Kuschelecke und setzen sich für die eigene Bevölkerung ein?

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