Elternbildung ist ein wichtiges Angebot für alle Familien
Begrüssung Elternbildungstag vom 8. September 2018
Unsere Gesellschaft baut auf Sie, liebe Eltern. Ohne Sie - und insbesondere ohne Ihren wichtigen und oft auch sehr anspruchsvollen Beitrag - wäre diese im wahrsten Sinne des Wortes nicht überlebensfähig. Wer JA sagt zu Kindern, wer als Familie, als Mutter, als Vater damit auch JA sagt zur Verantwortung, zur Herausforderungen, aber auch ganz einfach zum alltäglichen Abenteuer Kind, der oder die weiss um die alltäglichen Sorgen und Freuden der Kinder, aber auch der Eltern. Ob Kleinkinder, Teenager oder bereits erwachsene Kinder: Sie beschäftigen uns tagtäglich, bereiten uns Sorgen, Ängste und natürlich, so hoffen ich doch zumindest, in den meisten Fällen viel Freude und eine Zukunftsperspektive auch für das eigene Leben.
Als Mutter zweier seit kurzem erwachsen gewordenen Kindern kommt mir vieles in den Sinn, wenn ich an die vergangenen Jahre denke. Besonders, wenn ich heute meine Kinder vor Augen habe. Gerade wenn ich an Veranstaltungen wie dieser hier bin, frage ich mich natürlich sofort, ob ich in der Erziehung etwas hätte anders machen sollen, was gut oder weniger gut war. Diese selbstkritische Haltung, dieses ständige Hinterfragen kann zermürbend sein. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es keinen Masterplan gibt, den man auf alle Kinder anwenden kann – jedes Kind stellt seine Eltern vor ganz andere Herausforderungen. Und ja, auch wenn wir es vielleicht manchmal vergessen: Wir Eltern sind nicht perfekt und das ist gut so. Wir alle haben ja auch unsere eigenen Prägungen, unsere Ticks, unsere Schwächen. Auch wenn wir uns dessen bewusst sind und es eigentlich verhindern wollen: Sie wirken sich immer auch auf den Umgang mit unseren Kindern aus. Und auf jedes Kind wieder anders.
Auch wenn ich im Nachhinein sagen kann, dass ich und mein Mann vieles richtig gemacht haben in der Erziehung unserer Kinder, erinnere ich mich auch an Situationen, in welchen wir sicherlich anders regieren hätte sollen. Ja, auch wir mussten uns Hilfe holen, als unser Sohn im Primarschulalter irgendwie nicht in die Schule passen wollte, mit seinen Ticks auffiel und wir nicht mehr weiterwussten. Aber dieser Rat war eine Empfehlung und eben kein Masterplan. Es vergingen Jahre, bis sich alle Schwierigkeiten unseres Sohnes in der Schule, im Sozialen und unter Einfluss verschiedener Faktoren langsam auswuchsen.
Und wie das eben auch vorkommt, wenn man sich als Eltern in schwierigen Situationen uneinig ist, kann das Ganze schnell und natürlich unnötigerweise zur Bewährungsprobe für die Ehe werden - besonders wenn es sich um die Erziehung der gemeinsamen Kinder handelt. Rückblickend kann ich sagen, dass sich alles zum Guten entwickelt hat. Ich weiss aber auch aus meiner Erfahrung als Anwältin, dass diese Diskussionen in vielen Fällen leider zu völlig vermeidbaren Belastungssituationen für eine Familie werden können. Leidtragende sind meistens die Kinder, ohne dass die Eltern sich dessen wirklich bewusst sind.
Wir mussten als Eltern auch erkennen, dass wir zwar unsere Kinder in ihren sozialen, emotionalen und lebenspraktischen Angelegenheiten zwar prägen, aber längst nicht ausschliesslich. Viele äussere Faktoren -Freunde, Klassenverbände, Lehrpersonen, die körperliche, aber auch soziale und emotionale Entwicklung der Kinder - sind nicht zu unterschätzen.
Das wichtigste im Umgang mit den eigenen Kindern ist, dass wir achtsam sind, dass wir nicht uns als Eltern ins Zentrum stellen, sondern dass wir rechtzeitig unsere Kinder als eigenständige Persönlichkeiten wahrnehmen Im Endeffekt sind Sie alle als Eltern, als Erziehungsberechtigte, immer noch die kompetentesten Expertinnen und Experten. Und dennoch: Auch Experten kommen an ihre Grenzen. Darum ist es wichtig, dass Elternbildung, wie Kompass sie im Auftrag des Kantons resp. des Amtes für soziale Sicherheit anbietet, in Anspruch genommen werden kann.
Ein wichtiges Element der Elternbildung ist das Aufzeigen von Strategien, wie die Kräfte und Ressourcen der Erwachsenen und Kinder aufgebaut und nachhaltig gestärkt werden können. Die Elternbildung richtet sich an alle Formen von Familien und berücksichtigt persönliche, kulturelle, soziale und sprachliche Voraussetzungen.
Wir als Kanton Solothurn unterstützen Elternbildung, weil:
Elternbildung ist Prävention: Eltern können frühzeitig, bevor grössere Schwierigkeiten entstehen, in Fragen der Erziehung und des Zusammenlebens unterstützt und gestärkt werden.
Elternbildung ist Integration: Die Angebote im Bereich "Elternbildung für bildungsferne Eltern" und das Einbetten von Elternbildung in Regelstrukturen (insbesondere Schulen), erreichen wir auch schwächer integrierte Eltern, insbesondere auch bildungsferne Familien mit oder ohne Migrationshintergrund. Damit werden auch die Bildungschancen erhöht.
Elternbildung ist Kindesschutz: Kindesschutz beginnt dort, wo es gelingt,
Angebote einzurichten, Familien zu unterstützen und Eltern für eine
entwicklungsfördernde und gewaltfreie Erziehung zu sensibilisieren.
Elternbildung ist heute leider noch keine Selbstverständlichkeit. Wir als Kanton finanzieren sie im Moment noch aus dem Integrationskredit und aus Fondsmitteln. Längerfristig müssen wir da andere, nachhaltigere Lösungen finden. Wir müssen den Zugang zu Eltern aus bildungsfernen Milieus mit und ohne Migrationshintergrund längerfristig gewährleisten können. Die Elternbildung als Kindsschutzmassnahme kann viel dazu beitragen, Eltern für eine gewaltfreie Erziehung zu sensibilisieren und zu stärken. Und das Angebot muss auf die heutige jüngere Generation Eltern angepasst werden. Elternbildung über das Smartphone, das sind die Herausforderungen der sich modernisierenden Welt.