Gutes erfordert Einsatz!
Begrüssung zur Verleihung vom Sozialstern vom 09.11.2018
«Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es. »
Dieses Zitat stammt von Erich Kästner, dem deutschen Schriftsteller und Publizisten. Und er hat recht. Gutes kann nur entstehen, wenn auch jemand bereit ist, etwas zu tun und anzupacken. Unsere Altersversorgung funktioniert nur so gut, weil viele Angehörige – insbesondere aber Frauen - mit grossem Engagement ihre älteren Verwandten pflegen und betreuen. Grosse Ziele wie die Bekämpfung des Klimawandels können nur gelöst werden, wenn jeder und jede mitanpackt und das eigene Konsum- und Mobilitätsverhalten anpasst. Und ja, auch in der Betreuung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind wir als Gesellschaft auf die grosse Freiwilligenarbeit angewiesen, die tagtäglich geleistet wird.
Doch der Satz gilt nicht nur für das Private, sondern auch für Unternehmen. Die Wirtschaft ist kein Selbstzweck, sondern steht im Dienst der Gesellschaft. Und so gilt auch für sie: Nur die Unternehmerinnen und Unternehmen, welche Verantwortung übernehmen und anpacken, können Gutes für die Gesellschaft schaffen.
Sie, geschätzte Nominierte, übernehmen mit Ihrem Engagement diese soziale Verantwortung jeden Tag. Der Erhalt des Arbeitsplatzes oder die Wiedereingliederung in die Arbeitswelt ist für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung von grosser Bedeutung. Sie gewähren den Menschen Normalität und Stabilität.
Das ist nicht selbstverständlich. In einer Arbeitswelt, die durch Kosten- und Leistungsdruck immer turbulenter wird, werden oft die vermeintlich schwächsten MitarbeiterInnen wegrationalisiert. Diese kühle Wirtschaftslogik lässt keinen Raum für gesundheitliche Höhen und Tiefen. Ich habe in meiner früheren beruflichen Tätigkeit als Anwältin immer wieder miterleben müssen, dass der Verlust der Arbeitsstelle vielen Menschen den Boden unter den Füssen wegzieht und sie in eine schädliche Abwärtsspirale schickt.
Doch Sie, liebe Nominierte, unterwerfen Ihre Mitarbeitenden nicht dieser kalkulierten Kosten-Nutzen-Rechnung – auch wenn Sie natürliche auch nachhaltig wirtschaften müssen. Aber Sie sehen ein, dass Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eine Chance verdient haben, zu zeigen, dass sie sich nicht nur durch ihr Handicap, sondern vor allem durch ihre Fähigkeiten und Charakter auszeichnen. Natürlich ist das kein Selbstläufer und Ihr Engagement fordert viel Geduld und Rücksichtnahme. Aber wie gesagt: Es kann nichts Gutes entstehen, wenn niemand etwas tut. Jemand muss anpacken und das berufliche Umfeld für eine Inklusion von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen schaffen. Dieses Engagement kann nicht vorgeschrieben werden, und doch sind wir als Gesellschaft von diesem Einsatz abhängig. Denn wenn sich Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in der Arbeitswelt einbringen können, dann profitieren wir alle davon.
Das diesjährige Jubiläum der Aktionstage für Psychische Gesundheit hat zum wiederholten Mal aufgezeigt, dass Prävention, Information und Aufklärung eine wichtige Rolle spielen in der Sensibilisierung der Gesellschaft für die Herausforderungen, mit denen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen tagtäglichen konfrontiert sind. Weiterhin ist die Stigmatisierung von diesen Menschen gross und kann Arbeitgeber von einer Anstellung abhalten. Das wiederum führt dazu, dass Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ihren Halt in der Gesellschaft verlieren.
Sie, liebe Nominierte, durchbrechen diesen Teufelskreis durch Ihren wichtigen Einsatz. Anstatt den einfachen Weg zu gehen, begegnen Sie jeden Tag Ihren Mitarbeitenden mit grossem Respekt und Verständnis. Dafür gebührt Ihnen grosser Dank. Sie schaffen mit Ihrem Einsatz Gutes – im Wissen darum, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihren Einsatz mit grosser Arbeitsbereitschaft und Treue goutieren werden.