Hurra, wir sind die Reichsten!
Schweiz und Rekorde – wir lieben das! Vielleicht nicht die Grössten, aber immer wieder unter den Besten. Ist auch dieser Rekord ein Grund, stolz zu sein? Die Schweiz hat die höchste Dichte an Milliardären! Ein Prozent der Bevölkerung verfügt über 57 % des Vermögens. Ok, jetzt fühlen wir uns schon weniger angesprochen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Sie und ich zu diesem besagten Prozent gehören, ist doch eher klein. Nach den neusten Meldungen vermehren diese Superreichen in den nächsten fünf Jahren ihr Vermögen nochmals um 50%, da gerade sie von Währungsgewinnen und Spekulationen jetzt und künftig profitieren.
Wir sind das reichste Land der Welt …wenn man all die Vermögen gleichmässig auf die Köpfe in unserem Land verteilt. Nur, diese Verteilung ist eine rein theoretische Angelegenheit. In den letzten Jahren ist eher das Gegenteil passiert. Unsere Politik hat sich fleissig darum bemüht, die Reichen zu entlasten, auf Kosten des Mittelstandes und der kleinen Einkommen. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter. Da bleibt wirklich wenig Grund, auf den Titel „Reichstes Land der Welt“ stolz zu sein.
Der Kanton Solothurn ist Vorreiter, wenn es um die Entlastung der Superreichen geht, auch wenn sich wahrscheinlich nur wenige davon in unseren Gefilden niedergelassen haben. Die Vermögenssteuern werden ab nächstem Jahr nochmals um einen Drittel gesenkt und sind dann so tief wie kaum in einem andern Kanton. Trotzdem verstummt der Ruf nach weiteren Steuersenkungen nicht. Das für 2012 vom Regierungsrat vorgelegte Budgetdefizit soll kleiner werden, es soll gespart werden und gleichzeitig will man die Steuern senken. Die Reichen werden davon im Verhältnis mehr profitieren und weniger unter den Sparmassnahmen leiden, so dass sie doppelt begünstigt werden. Zur Kasse gebeten wird einmal mehr der Mittelstand.
In den USA melden sich die Reichen mittlerweile, weil sie freiwillig mehr Steuern bezahlen wollen! In der Schweiz setzen sich bürgerliche Politikerinnen und Politiker jedoch weiterhin unbeirrt für Steuersenkungen für Reiche ein. Die Bonisteuern stehen wieder auf der Kippe. Die Folgen der verfehlten Unternehmenssteuerreform II sind gravierend, die Milliarden an Steuerausfällen werden die Vermögen der Reichen zusätzlich anwachsen lassen.
Die Wahlen von diesem Wochenende werden es wohl auch nicht richten. Jedoch kann die eidgenössische Volksinitiative für eine Erbschaftssteuerreform Gegensteuer geben. Die breit abgestützte, vor zwei Monaten lancierte Initiative will Schenkungen und Erbschaften über zwei Millionen besteuern, zugunsten der AHV und der Kantone. Die Steuer wird beim Erblasser respektive beim Schenker erhoben und soll 20 % betragen. Keine Erbschaftssteuer wird auf Vermögen erhoben, welches Ehegatten erben oder gemeinnützige Organisationen erhalten. Gehören Familienunternehmen und Landwirtschaftsbetriebe zum Nachlass, sollen Steuerermässigungen unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen. So werden Millionen-Erbschaften zugunsten der AHV besteuert. Ein Hoffnungsschimmer für eine gerechtere Verteilung des Vermögens.