Kultur ist ein Muss

Kultur ist für Olten ein Muss - das schrieb der Oltner Stadtrat vor 10 Jahren im Vorwort zum Kulturbericht, der sich ausführlich mit Lücken und Handlungsbedarf im Bereich Kultur befasst. In der Folge wurde zwar ein Kulturförderungskonzept vom Oltner Parlament verabschiedet, die im Bericht als nötig erachtete Anlaufstelle im Kulturbereich lehnte das Parlament aber ab. Dies vor allem mit der Begründung, die blosse Schaffung einer Stelle würde die erkannten Probleme nicht lösen. Genannt wurden beispielsweise die Infrastrukturerneuerung bei den Museen, die Koordination zwischen Veranstaltern, Kulturschaffenden und öffentlicher Hand, die Kommunikation und Werbung für die Kulturstadt Olten, die Schaffung transparenter Kriterien für die Ausrichtung finanzieller Unterstützung. Alles Themen, die bis heute sehr aktuell sind. 

Zwei Säbel gekreuzt vor den drei Tannen in einem Schild - das Emblem des neu entstandenen Zusammenschlusses Pro Kultur Olten. Das Emblem steht wohl für Kampfbereitschaft und verbreitet gar einen Hauch von Aufruhr. Gekämpft wird vor allem für die Erhaltung des Oltner Kunstmuseums. Die halbe Schweiz hat eine Petition für das „bedrohte“ Haus unterschrieben. Andere Schweizer Museen eilen zur Hilfe, das Fernsehen berichtet darüber, der Stadtpräsident hat eine Petition entgegengenommen und dabei bekräftigt, dass der Erhalt des Kunstmuseums für ihn von zentraler Bedeutung sei. 

Aber um was geht es eigentlich? Geht es tatsächlich um die Stärkung der Kultur in Olten oder lediglich um den Erhalt des Kunstmuseums? In den letzten Jahren ist in Olten ein Kulturangebot gewachsen, das seinesgleichen sucht. Vor Weihnachten, wenn der Sternschnuppen-Adventskalender jeden Tag einen Kulturveranstalter präsentiert, wird es uns wieder so richtig bewusst, wie lebendig und attraktiv Olten als  Kulturstadt geworden ist. Diese Attraktivität soll gerade jetzt, in finanziell engen Zeiten, sichtbar gemacht und gestärkt werden. Der Ruf nach einem Kulturkonzept ist richtig. Dabei soll auch unverkrampft über die Museen diskutiert werden können. Auch darüber, ob sie allenfalls unter ein neues Dach gebracht werden sollen. Gerade das Historische Museum hat kantonal einzigartige Bedeutung, das Naturmuseum ist nicht wegzudenken. Wir haben drei Museen in der Stadt und die müssen alle in die Diskussion einbezogen werden.

Wie auch immer, der Stadtpräsident liess verlauten, er habe „ein gutes Gefühl“, was das Kunstmuseum betrifft. Weniger bis gar kein Gefühl scheint er zu haben, wenn es um die 50prozentige Erhöhung der Musikschultarife geht. Ganze 145'000 Franken Mehreinnahmen erhofft sich der Stadtrat mit dieser Massnahme, die einmal mehr jene Familien am meisten trifft, die zu viel verdienen für den Sozialtarif  und zu wenig um die ständig steigenden Kosten aufzufangen. Kann es wirklich das Ziel sein, auf dem Buckel der Musikschülerinnen und -schüler zu sparen? All den Kinder und Jugendliche, die sich beispielsweise diese Woche während vier Tagen in der Schützi ihr Können als Schlagzeugerinnen und Schlagzeuger präsentiert haben? Oder jene Talente, von denen wir diese Woche in der Zeitung lesen konnten, weil sie sich kantonal in die Topliga gespielt haben?
2004, in finanziell guten Zeiten, hatte der Stadtrat keine Kultursparte bevorzugt, sondern einen schüchternen Versuch gewagt, eine umfassende Kulturpolitik zu definieren. Es lohnt sich, einen Blick in den Kulturbericht von 2004 zu werfen…