Bereit für die spannende und herausfordernde Polizeiarbeit

Rede anlässlich der Vereidigung von elf neuen Polizistinnen und Polizisten am 25. März in Solothurn

Geschätzte erfolgreich ausgebildete angehende Polizistinnen und Polizisten,
Sie haben den Beruf als Polizistin, als Polizist gewählt und erfolgreich abgeschlossen. Herzliche Gratulation! Es freut mich ausserordentlich, dass Sie diesen Beruf gewählt haben. Ich bin überzeugt, Sie haben in den letzten zwei Jahren nicht nur sehr viel über sich erfahren, sondern auch darüber, was Polizeiarbeit mit all ihren Facetten bedeutet. Sie wissen um die Herausforderungen und Belastungen, aber sicher werden Sie auch erkennen, dass die Arbeit als Polizistin/Polizist mit vielen positiven Aspekten und bereichernden Begegnungen verbunden ist.
Was erwartet die Politik, die Bevölkerung, denn von der Polizei?
Selbstverständlich: die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit, das heisst konkret:

  • dass der Rechtsstaat respektiert wird, Gesetze und Vorschriften eingehalten werden.
  • dass die Sicherheit gewährleistet ist und die Rechtsgüter geschützt sind: Leben, Gesundheit, Freiheit und Eigentum.
  • dass die staatliche Ordnung eingehalten wird und damit auch die Funktionsfähigkeit von den staatlichen Institutionen gewähreistet ist.

Und wie gelingt es, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten?

  • Durch zahlreiche Massnahmen im Bereich der Prävention und Aufklärung der Bevölkerung über Gefahren.
  • Durch sichtbare Präsenz, was Straftaten verhindern und das Sicherheitsgefühl stärken soll.
  • Durch Gefahrenabwehr, welche durch vielfältige Massnahmen und auch technische Mittel erfolgen kann.

Im Zentrum der Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit stehen aber vor allem Sie als Person, als Vertreterin der Staatsgewalt und damit als gut ausgebildete Polizistin resp. Polizist. Sie, als Persönlichkeit, Sie, als sozialkompetente, stressresistente, körperlich- und psychisch belastbare, verantwortungsbewusste Mitarbeiterin/Mitarbeiter eines Polizeikorps, das für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit in unserem Kanton steht.
Sie bringen vieles mit, haben in der Ausbildung vieles gelernt und wichtige Erfahrungen gemacht. Jetzt stehen Sie in der Verantwortung und Sie werden an Ihren Erfahrungen in diesem spannenden, aber sehr strengen Beruf mit der Zeit wachsen. Sie werden immer wieder Situationen begegnen, in denen Sie in der Lage sein müssen, abzuwägen zwischen der Durchsetzung von rechtmässigem polizeilichem Handeln auf der einen Seite und dem Schutz der Persönlichkeits- und Freiheitsrechte auf der anderen Seite, denn schliesslich gilt es, angemessen zu handeln.

Sie werden Situationen erleben, wo Sie an Ihre physischen und psychischen Grenzen kommen werden, aber Sie werden in der Lage sein, damit umzugehen, weil Sie ein Rüstzeug mitbringen, auf das Sie stolz sein können. Das zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass Sie die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und heute definitiv ins Korps aufgenommen werden.

Die Arbeit bei der Polizei ist spannend, aber auch herausfordernd, belastend und verlangt ein hohes berufliches Commitment sowie grosse Flexibilität und vor allem auch ein familiäres Umfeld, das mitträgt. Der Arbeitstag ist nicht immer planbar und darum ist auch die Freizeit nicht immer dann möglich, wenn man sie eigentlich hätte geniessen wollen.

Wir haben grosse Herausforderungen in der öffentlichen Sicherheit.
Ich denke zum Beispiel an Einbrüche und Einschleichdiebstähle, bei denen wir froh sind, wenn die Bevölkerung dank Sensibilisierung Verdächtiges sofort meldet. Die Kriminalität, die den Privatbereich, die persönlichen Güter betrifft, ärgert und belastet die Bevölkerung sehr. Diese Delikte verschlingen zudem grosse polizeiliche Ressourcen. Ich denke auch an sogenannte Intensivtäter, die immer wieder delinquieren, aber mit den bestehenden strafrechtlichen Sanktionen kaum an ihrer kriminellen Tätigkeit gehindert werden können, weil sie Geld für ihre Sucht beschaffen. Das verlangt professionelles Verhalten von den Korpsangehörigen: trotz «Sisyphusarbeit».
Zunehmende Delikte gibt es auch im Cyberbereich, die viel kriminalpolizeiliche Aufklärungsarbeit verursachen. Es gibt aber auch schwerwiegende kriminelle Machenschaften, die für die Bevölkerung wenig sichtbar sind, wie Menschenhandel, Drogenhandel, Geldwäscherei und Sozialversicherungsbetrug. Solche Delikte kommen nur zum Vorschein, wenn sie aktiv bekämpft werden. Dazu brauchen wir genügend personelle Ressourcen, klare Konzepte und eine innerkantonale wie interkantonale Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wie z.B. Lebensmittelkontrolle, Migrationsamt, Arbeitsinspektorat, Gemeinden u.a. Wir brauchen aber auch eine Strafverfolgung, die genug Ressourcen hat, um die aufgedeckten und angezeigten Delikte zu verarbeiten.

Handeln und erklären
Sie sind also bei ihrer täglichen Arbeit gefordert, Ihr Erlerntes und die Erfahrungen, die Sie bis jetzt gemacht haben und die Sie in Zukunft noch machen werden, in Ihrem Arbeitsalltag umzusetzen.
Entscheidend ist aber nicht nur, wie Sie handeln, sondern auch wie Sie kommunizieren, untereinander, mit Betroffenen und gegenüber Bürgerinnen und Bürger, die hohe Erwartungen haben. Gute Kommunikation kann auch Verständnis schaffen, dass Erwartungen nicht immer erfüllt werden können.
Wir alle kämpfen um mehr polizeiliche Ressourcen. Das würde helfen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, den Druck etwas wegzunehmen und den Bedürfnissen der Bevölkerung nach öffentlicher Sicherheit gerechter zu werden.
Ich bin überzeugt, dass es gelungen ist, auch die Politik zu sensibilisieren, wie wichtig genügend Polizeikräfte sind und dass wir angesichts der Kriminalitätsbelastung in unserem Kanton in den nächsten Jahren das Polizeikorps weiter aufstocken sollten.

Ein junges Korps
Zurzeit bilden wir sehr viele Polizistinnen und Polizisten aus, weil es gelungen ist die Finanzen für eine gewisse Aufstockung vom Korps zu erhalten, aber wir bilden auch viele neue Polizistinnen und Polizisten aus, weil viele Sechziger-JahrgängerInnen bald pensioniert werden.
Darum freut es mich jedes Mal, dass junge Menschen wie Sie in den Polizeiberuf mit viel Freude und Elan einsteigen. Es freut mich, dass Sie in einem Korps arbeiten, das über sehr viele junge Polizistinnen und Polizisten verfügt. Ein Korps, das aber gerade deshalb auch darauf angewiesen ist, dass man sich gegenseitig unterstützt und voneinander lernt. Ich bin überzeugt, Sie werden dieses dynamische Korps bestens ergänzen und mit Ihrem Wissen, Können und ihrem Engagement bereichern.

Nochmals ganz herzliche Gratulation zu Ihrer erfolgreichen Brevetierung. Ich wünsche Ihnen viel Befriedigung und Freude in Ihrem Berufsalltag und danke Ihnen allen für das Engagement für die öffentliche Sicherheit unseres Kantons.