Wünsch dir was
„Wünsch dir was“ - die Fernseh-Familienspielshow der siebziger Jahre, verlangte von den Kandidaten einerseits Wagemut andererseits familiäre Harmonie, um die Tests und Spiele gewinnen zu können. Die Zuschauer konnten mit Lichteinschalten oder Betätigen der Toilettenspülung die Siegerin der Sendung bestimmen. In den ausgewählten Städten wurde gemessen, wie viel mehr Strom oder Wasser auf den Zählern die jeweiligen Kandidatenfamilien verursacht haben.
Ein ähnlich präzises Wahlverfahren kam im Kantonsrat letzte Woche zum Zug. In mehreren Wahlgängen wurde der neue Staatsschreiber gewählt. Dabei wurde familiäre Harmonie in den Vordergrund gestellt und die Toilettenspülung betätigt, bevor man den von der zuständigen Kommission vorgeschlagenen Kandidaten überhaupt angeschaut hatte. Obwohl sich vier Bewerber um den Posten eines Staatsschreibers bemühten und alle funkelten wie Edelsteine, war gemäss dem Sprecher der Ratsleitungskommission, welche die Wahl vorbereitet hatte, nur ein Diamant darunter. Allerdings wurde dieser dann vom Kantonsrat schnöde verschmäht.
Die Ratsleitung hatte im anerkanntermassen seriös durchgeführten Auswahlverfahren den 'Diamanten' zur Wahl vorgeschlagen. Einer, der unseren Kanton kenne und aufgrund seiner bisherigen Tätigkeiten alle notwendigen Erfahrungen für das Amt mit sich bringe. Allerdings war er kein Einheimischer, sondern ein Basler samt dem stadttypischen spitzen Dialekt. Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte wollten sich aber nichts vorschreiben lassen und wählten einen Einheimischen gegen den Wunsch der Regierung.
Es ist unbestritten, dass der nun gewählte 'Edelstein' den Aufgaben des Staatsschreiber-Postens gewachsen ist. Aber es stellt sich die Frage, wozu wir im Kantonsrat Fachkommissionen wie die Justizkommission oder die Ratsleitung haben, welche die fähigsten Leute für zu besetzende Staats- und Richterposten auswählen und sich der Rat schliesslich bei der endgültigen Wahl partout nicht einschränken lassen will. Ungeachtet der Ratschläge der Fachkommission beharren die Räte auf den Bewerberinnen und Bewerber, die der eigenen Fraktion nahe stehen. Das fachliche Auswahlverfahren und der Vorschlag der Kommission scheint unnötiger Aufwand zu sein. Es könnte gerade so gut weggelassen und direkt zum Wahlprozedere geschritten werden. Künftig dürfte sich manch fähige Kandidatin oder fähiger Kandidat sehr wohl überlegen, ob sie oder er sich unter den gegebenen Umständen überhaupt noch für ein Amt bewerben will, bei dem der Kantonsrat das letzte Wort hat.
Nun, obwohl sich viele Wünsche dieses Jahr bereits schon erfüllt haben, wünsch ich mir noch was. Mehr Mut zu Qualität und Aussenansichten. Betätigen Sie ihre Toilettenspülung jetzt, wenn Sie gleicher Meinung sind!